2016-05-18

Catanias Teatro Greco 》Milazzo

Der erste (es sind alle herzlich eingeladen, es ihm nachzutun) Besuch steht heute an. Nici landet um 13.30, das heißt, es bleibt genug Zeit Calabria noch weiter zu erkunden. Nach all dem Barock des sizilianischen Süden steht mir der Sinn nach etwas Nicht-barocken.


Auch wenn das Teatro Greco gestern keinen besseren Eindruck gemacht hat, als die Löcher mit römischen Resten, ist es vielleicht ein guter Start. Weit gefehlt, denn der Start findet sich auf dem Markt, der über Nacht aus dem Boden geschossen meinen Weg dorthin verlangsamt. Hier scheint es alles zu geben, der Geruch von Fisch liegt in der Luft, kunstvoll drapierte Fruchtberge leuchten durch dass Wirrwarr an Ständen, Menschen, Rollern und Touristen. Nicht wenige der feilgebotenen Lebensmittel müssen sich unter Beweis stellen, die Besten zu sein. So werden die Schnecken, die lebendig in flachen Holzkisten die Auslage zieren, animiert, aus dem Meer der Durchschnittlichkeit an kleinen Halmen und Stöcken emporzuklettern, um sich der Käuferschaft durch Ergeiz und Athletik aus besonderer Nähe zu präsentieren. Zwiebelstauden werden mit Dutt frisiert und Fische in Achterbahnloopings arrangiert, als würden sie kockett durch das Meer imponieren.


 


Durch eine Seitengasse verlasse ich den Markt und komme in eine parkähnliche Grün-Braunanlage. Hier sind verschiedene Gruppen von Männern versammelt. Was das Zentrum ihres Interesses ist, lässt sich nicht direkt erkennen. Erst als ich an einer Gruppe sitzender Herren, die durch die Umstehenden nicht vollends abgeschirmt werden (können), sehe ich, dass sie Karten spielen. Aber der wahre Skandal, der die scheuen, spitzbübischen Blicke erklärt, findet sich in zehn- und zwanzig-cent-Stücken auf dem Tisch. Hier wird also im großen Stil die Rente aufgebessert. Illegal. Damit möchte ich nichts zu tun haben und ziehe von dannen.
Einmal das gesamte -eingezäunte- Teatro Greco umrundet beginne ich die Schilder an den vermeintlichen Eingängen zu lesen und drehe noch eine halbe, real glaube ich sogar dreiviertel Runde bis zum Ticketschalter. Das Theater ist: SUPERB. Ein Traum aus Ziegel-, Geröll- und Quaderschichten. Nebeneinander, übereinander, durcheinander. Was von außen trostlos aussah, entpuppt sich im Inneren als ein fast noch vollständiges Theater das sich im Vergleich zum Straßenniveau in den Boden absenkt. Ein beschilderter Rundgang erklärt alle Stationen umfangreich. Gierig lese ich jede Tafel durch, vergleiche Gelesenes mit Gebautem und lasse Nichts aus. Der Clou - eines der Häuser, die im 18. Jahrhundert auf dem Mauern des Theaters errichtet wurde, wurde gleich mit konserviert und in den Rundgang integiert. Kein Palazzo, aber immerhin ein vollständiges Wohnhaus. Das Wetter ist herrlich, was dem Heidenspaß noch zu Gute kommt.



Als ich alles bis zur Erschöpfung durchstöbert habe, geht es mein Gepäck im Hostel aufladen und zum Bahnhof, Nici in Empfang nehmen. Zusammen gehts zunächst nach Milazzo, um von dort mit der Fähre nach irgendwo überzusetzten. Wohin und wann!, besprechen wir am Abend, nach einem gemeinsam einsamen Mahl auf einer Dachterrasse einer der vielen verlassenen
Lokalitäten.

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