Spannend wurde es dann einen Tag später. Den Tag der Abreise. Sturm hatte uns schon den Heimweg in der letzten Nacht erschwert und die vor der Insel ankernden Segelboote gepeinigt. Mit ihm tosten Cocktails, britische Akzente, Bier, Herzen und Eiscreme durch die Nacht. Die Aufregung hatte sich zwar am nächsten Tag gelegt aber auf See herrschte noch immer auflandiger Wind, weshalb die Fähren nicht anlegen konnten. Menschenschlangen bildeten sich vor dem Fährschalter, Fassungslosigkeit und Verzweifelung prägten die Szene. Die junge Dame auf der anderen Seite der Glasscheibe, eine gut grundgebräunte Insulanerin, die Muschelschmuck und Bastkleid gegen Orsay und Bijou Brigitte getauscht hatte, nicht ohne vorher eine Dauerkarte im lokalen Solarium mit gratis Probepackung Bräunungsverstärker zu lösen, war die Ruhe selbst und brachte ihrerseits Verständnis und Mitgefühl durch Achselzucken mit gelegentlichem, die Handflächen nach obengekehrt, Anheben der Ellenbogen zum Ausdruck.
Nici bewegt das alles recht wenig. Er hat nichts dagegen, seinen Urlaub auf der Insel notgedrungen zu verlängern. Ich hätte auch nichts gegen eine Nacht länger auf der Insel.
Dann streut sich das Gerücht, auf der anderen Seite der Insel gäbe es ein Privatboot nach Lipari. Von dort fahren die Fähren, weil der Hafen nicht vom "Sturm" betroffen ist. Die Chance nutzen wir. Kostengüstig gehen wir zu Fuß, während alle anderen Inselflüchtlingen in gecharterten Inseltaxis an uns vorbeirauschen.
Als der Bootsanleger in Sicht kommt, ist die Menschentraube, die sich inzwischen gebildet hat, unverkennbar.
Keiner weiß was, aber alle stehen an. Über einen schmalen Steg erklimmt Reisender für Reisender das in der Brandung auf und ab schwankende Touristen-Rettungs-boot. Noch etwa Fünfzehn Leute vor uns das Zeichen des aus dem Seitenfensters seiner Steuerkabine gelehnten Kapitäns: Finito. Einem Aufschrei gleiches Raunen der Fassungslosigkeit geht durch die Menge der noch Warten 'Die können uns hier doch nicht verrecken lassen!'. Ein Säufzen der Erleichterung dringt aus dem Inneren des bis unter das Dach und darauf auch noch vollgepackten Bootes 'Ein Glück. Noch einer mehr und wir kentern!'. Die Diskussion zwischen Kapitän und landseitiger Crew geht zu Gunsten der Menschheit aus. Alle dürfen mit und das Boot sinkt auch nicht. Auch wenn den Gesichtern der übereinander geferchten Pauschaltourismuspriviligierten die Freude über diesen Tag ihres Überlebens nicht anzusehen ist. Dann geht die Fahrt los.
Wir bekommen einen Platz vorne am Bug des Boots zu gewiesen und es ist ein Riesenspaß. Wellen platschen, das Boot geht auf und ab, wir sehen die Rückseite des Vulkans, auf der vor wenigen Jahren Lava in großen Mengen ins Meer rauschte, wie Paolo (oder Mario) uns erklärt hat, wir werden nass und auch wieder Trocken und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
Nie vergesse werde ich hoffentlich das Blau des Wassers. In seiner Tiefe. In seiner Sattheit. In seiner Wärme. In seiner Grenzenlosigkeit. In seiner Weichheit. In seiner Ungreifbarkeit. In seinem Mitgefühl. In seinen Facetten. In seiner Schönheit. Und vor allem in seiner Unendlichkeit.
Der Spass kostet uns dann auch schlappe 80Euro, die wir den Schleusern natürlich bereitwillig geben. Eine normale Fährfahrt nach Milazzo hätte uns 34€ gekostet, da wir aber erst in Lipari sind, zahlen wir nochmal 18. Das Geschäft mit der Hoffnung. Warum sollte es hier anders sein...
Nici bewegt das alles recht wenig. Er hat nichts dagegen, seinen Urlaub auf der Insel notgedrungen zu verlängern. Ich hätte auch nichts gegen eine Nacht länger auf der Insel.
Dann streut sich das Gerücht, auf der anderen Seite der Insel gäbe es ein Privatboot nach Lipari. Von dort fahren die Fähren, weil der Hafen nicht vom "Sturm" betroffen ist. Die Chance nutzen wir. Kostengüstig gehen wir zu Fuß, während alle anderen Inselflüchtlingen in gecharterten Inseltaxis an uns vorbeirauschen.
Als der Bootsanleger in Sicht kommt, ist die Menschentraube, die sich inzwischen gebildet hat, unverkennbar.
Keiner weiß was, aber alle stehen an. Über einen schmalen Steg erklimmt Reisender für Reisender das in der Brandung auf und ab schwankende Touristen-Rettungs-boot. Noch etwa Fünfzehn Leute vor uns das Zeichen des aus dem Seitenfensters seiner Steuerkabine gelehnten Kapitäns: Finito. Einem Aufschrei gleiches Raunen der Fassungslosigkeit geht durch die Menge der noch Warten 'Die können uns hier doch nicht verrecken lassen!'. Ein Säufzen der Erleichterung dringt aus dem Inneren des bis unter das Dach und darauf auch noch vollgepackten Bootes 'Ein Glück. Noch einer mehr und wir kentern!'. Die Diskussion zwischen Kapitän und landseitiger Crew geht zu Gunsten der Menschheit aus. Alle dürfen mit und das Boot sinkt auch nicht. Auch wenn den Gesichtern der übereinander geferchten Pauschaltourismuspriviligierten die Freude über diesen Tag ihres Überlebens nicht anzusehen ist. Dann geht die Fahrt los.
Wir bekommen einen Platz vorne am Bug des Boots zu gewiesen und es ist ein Riesenspaß. Wellen platschen, das Boot geht auf und ab, wir sehen die Rückseite des Vulkans, auf der vor wenigen Jahren Lava in großen Mengen ins Meer rauschte, wie Paolo (oder Mario) uns erklärt hat, wir werden nass und auch wieder Trocken und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
Nie vergesse werde ich hoffentlich das Blau des Wassers. In seiner Tiefe. In seiner Sattheit. In seiner Wärme. In seiner Grenzenlosigkeit. In seiner Weichheit. In seiner Ungreifbarkeit. In seinem Mitgefühl. In seinen Facetten. In seiner Schönheit. Und vor allem in seiner Unendlichkeit.
Der Spass kostet uns dann auch schlappe 80Euro, die wir den Schleusern natürlich bereitwillig geben. Eine normale Fährfahrt nach Milazzo hätte uns 34€ gekostet, da wir aber erst in Lipari sind, zahlen wir nochmal 18. Das Geschäft mit der Hoffnung. Warum sollte es hier anders sein...





2 Kommentare:
Che bel contributo!! Applausi, applausi 👏
says who?
Kommentar veröffentlichen